Braun, Rebecca Joanne (2016) Being Günter Grass : appropriations of the Tin Drum author in the British Media. In: The echo of Die Blechtrommel in Europe : studies on the reception of Günter Grass's The Tin Drum. Radboud Studies in Humanities . Martinus Nijhoff Publishers/ Brill Academic, Leiden, pp. 97-119. ISBN 9789004291881
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Abstract
Dieses Kapitel beschäftigt sich weniger mit der Rezeption des Blechtrommel-Textes als mit der seines Autors. Günter Grass wurde sowohl in englisch- als auch in deutschsprachigen Medien immer wieder als exzentrischer Blechtrommler dargestellt, und dies mehr als 50 Jahre nach dem Erscheinen seines berühmten Romans. Ausgangspunkt sind die unterschiedlichen, erheblich zeitversetzten Rezeptionskontexte der ,Weltautorschaft‘, die hier als bewusst performatives Erlebnis innerhalb der von Goethe definierten ,Weltliteratur‘ verstanden und mit Blick auf den amerikanischen und britischen Kontext der Grass-Rezeption erläutert wird. Insbesondere wird auf die britische Rezeption der letzten 25 Jahre seiner Karriere eingegangen, zunächst mit Blick auf die ersten Aneignungs- und Vermittlungsversuche der jüngeren britischen Autoren und Akademiker, die den ,Blechtrommler-Autor‘ in den 90er Jahren einem breiteren Publikum vorstellten, und dann mit Blick auf die Kontroverse über das ,Israel-Gedicht‘ (2012). Dabei wird deutlich, dass sich Grass und die zunächst vorwiegend desinteressierte britische Medienlandschaft einander allmählich näher kommen, wenn auch über den Umweg der Metapher der Exzentrizität. Am Ende seines Lebens existiert ein überraschender Grad an Verständnis nicht nur für Grass, sondern auch für den ,public intellectual‘ (öffentlichen Intellektuellen) schlechthin.